Will der Verein wirklich Zeit verzögern?

Natürlich wird im VEREIN ZUR VERZÖGERUNG DER ZEIT nicht prinzipiell Zeit verzögert. Das wäre ebenso unsinnig wie die prinzipielle Beschleunigung – welche die meisten Menschen allerdings kritiklos akzeptieren.
Höhere Geschwindigkeiten können auch sehr sinnvoll sein. Doch man muss wissen, wofür Zeit nötig ist und wo man beschleunigen kann. Es kommt also auf das rechte Maß an.
Heutzutage gibt es in vielen Bereichen eine hektische Betriebsamkeit, die ins Ziellose geht. Wir wissen aus therapeutischen Bezügen, dass dieser Aktionismus etwas mit der Flucht vor den wahren Problemen und der Furcht vor einer ungewissen Zukunft zu tun hat. Den blinden Aktionismus hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, zum Beispiel wenn Gesellschaftssysteme auseinanderbrachen und traditionelle Werte nicht mehr galten.
Viele Mitglieder sehen den VEREIN ZUR VERZÖGERUNG DER ZEIT als einen hilfreichen Rückhalt an. Man ist mit seinem von der Mehrheit abweichenden Umgang mit Zeit nicht allein. Andere forschen zum Thema Zeit und wieder andere wollen lediglich ab und zu einen Austausch, der über den „small-talk über diese schnelllebige Zeit“ hinausgeht.
Der Vereinsname soll ein wenig provozieren. Aber er will auch darauf hinweisen, dass wir uns oft nicht genug Zeit nehmen, „reife“ Entscheidungen zu treffen und deshalb unsere Zeit häufig mit dem selbstverursachten Krisenmanagement verbringen.
In einer Zeit, in der wir immer mehr dahin gedrängt werden, zu beschleunigen und mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, gehört schon eine große Portion Mut dazu, dem Beschleunigungs- und Gleichzeitigkeitswahn entgegenzusteuern und Zeit zu verzögern. Oft fangen wir dann erst an, zu spüren, was eigentlich um uns herum abläuft. Oft beginnen wir erst dann, uns zu spüren. „Ich verzögere, also bin ich!“
Der Name des Vereins macht es schon deutlich, dass beim Umgang mit der Zeit neben der ernsthaften Beschäftigung damit auch der Humor nicht zu kurz kommt. Schließlich: Wer keine Zeit hat, hat nichts zu lachen!

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